Mit dem Weltkugeltaunus in den Urlaub
Mit dem Oldtimer in den Urlaub
Frank Scherrer
Unser Taunus 15M G4b Bj 1957 hat schon so manche längere Tour bewältigt. Einerseits zu den Jahrestreffen der Alt-Ford-Freunde, aber auch an den Tegernsee. Urlaub mit dem Oldtimer? Ist das Risiko nicht zu groß?
Die Antwort ist einfach: Es kommt drauf an – und – Gute Vorbereitung ist alles.
Mit der richtigen Vorbereitung geht es auch los. Kennt Ihr die Schwachstellen des Wagens? Gibt es einen Wartungsstau?
Ein Wartungsstau sollte natürlich grundsätzlich vermieden werden. Negative Überraschungen wollen wir nicht erleben, schon gar nicht im Urlaub. Zur normalen Kontrolle, gehören die Überprüfung der Zündung an Verteiler und Zündkerzen sowie das Ventilspiel. Beim 15M G4b (wie auch beim 12M G13, 17M P2 oder P3) wurde ein Novotex Stirnrad verbaut. So ein Teil hält nicht ewig, Ursprünglich war so ein Zahnrad für ca. 80.000km ausgelegt. Es sollte also zur Steigerung der Betriebssicherheit vorher getauscht werden. Entweder gegen ein neues Novotex-Rad oder gegen eine Nachfertigung aus Aluminium. Das haben wir im Verein als Nachfertigung im Angebot.
Das Motoröl….welches ist eigentlich das Richtige? Da gibt es mehrere Philosophien. Ich habe bei Wagner Motor Öle (Öle von WAGNER – Große Auswahl | WAGNER Spezialschmierstoffe – Classic-Oil-Onlineshop) nachgefragt und bekam per E-Mail eine Empfehlung. Hier gibt es sicherlich mehrere Meinungen. Wichtig ist, dass das Motoröl immer wieder gewechselt wird. Ist der Motor innen sauber, oder ist er im Originalzustand mit Ablagerungen? Hat er einen Ölfilter oder nicht? Das Thema kann man entsprechend aufblasen, was ich aber hier gar nicht möchte. Wichtig für den Urlaubstrip – Ihr habt einen „guten Motor“ und frisches Öl. Getriebe und Hinterachse, Lenkgetriebe und Lichtmaschine sowie Verteiler – je nach Ausführung brauchen auch eine gute Schmierung. Ihr merkt schon, es bedarf umsichtiger Vorbereitung um Probleme zu vermeiden. Vergesst nicht das Fahrwerk und die Kardanwelle abzuschmieren falls Schmiernippel am Auto sind. Alles so weit in Ordnung? Dann kann es ja losgehen.
Mit einem Klassiker aus den fünfziger Jahren über die Autobahn zu fahren ist nur bedingt machbar bzw. zu empfehlen. Einerseits fehlt es u. U. an Motorleistung, denn wenn es mal den Berg hinaufgeht, wird der Oldtimer schnell zur LKW-Bremse. Andererseits verhalten sich viele andere Autofahrer sehr eigenartig wenn Sie einen Oldtimer sehen. Da wird links vorbei gezogen und plötzlich gebremst, damit man sich das alte Gefährt mal länger ansehen kann. Ob der dahinter fahrende „Linksspurfahrer“ schnell genug bremsen kann?
Die Route wurde mit Google Maps geplant. Warum? Es gibt keinen speziellen Grund. Mir gefällt, dass ich Punkte setzen kann, die ich anfahren möchte. Sozusagen „Drag and Drop“. Google Maps berücksichtigt alle aktuellen Baustellen und Sperrungen – dachte ich.
Es war das Ziel schnellst möglich auf die Landstraßen zu kommen, die uns durch Baden-Württemberg nach Bayern bringen. Ein Teilstück der A6 von Walldorf zum Weinsheimer Kreuz und von dort auf die A81 – nächste Abfahrt raus und auf die Landstraße in Richtung Löwenstein…..
Optional ist hier mit Pfeilen eine Umfahrung angezeigt, denn die rote Farbe am Walldorfer Kreuz signalisiert, dass es hier schwierig werden kann. Die Pfeile helfen dem Beifahrer (der die Streckenplanung nicht selbst durchgeführt hatte) die Option schnell zu erkennen.
Soweit zur Vorbereitung – wir sind gestartet. Von Altrip in Richtung Speyer, Hockenheim, Walldorf….
2 Baustellen mit Vollsperrungen hatte uns Google Maps nicht angezeigt und wir hatten dann nach alter Manier einfach Passanten gefragt. Wir kamen über die inoffiziellen Umleitungen durch Sträßchen, die wir so nie gefahren wären – es war wunderschön und sehr passend für den Weltkugeltaunus.
Je weiter der 15M nach Süden rollte, desto wohler schien er sich zu fühlen. Ab Donauwörth fuhren wir auf der zweispurig ausgebauten B2. Bis Augsburg konnten wir durchgängig ca. 100-110 km/h fahren. Von Augsburg über die B17 nach Schongau und über die B472 Richtung Bad Tölz.
Der Motor lief zunehmend „freier“- ein schönes Gefühl wenn alles so problemlos läuft.
So kamen wir auch in Bad Wiessee gut an. Der Durchschnittsverbrauch lag bei unter 10L/100km.
In Bad Wiessee war die Pension Ostler in der Sankt Johannser Str unser konkretes Ziel. Hier wurde der 15M vom Urlaubsgepäck befreit. Dann war erst mal ein Kaffee auf dem Balkon mit Seeblick angesagt. Der See ist in ein paar Minuten zu Fuß zu erreichen und man kann am Grasstrand baden gehen. Auf dem rechten Bild ist der Wallberg (der höchste Berg) zu sehen. Das ist der Hausberg des Tegernsee, von dem gerne die Gleitschirmflieger starten.
Natürlich hatten wir in unseren Urlaub nicht nur Ausflüge mit dem 15M, er war in diesen Tagen auch unser alltägliches Transportmittel, was normalerweise nicht der Fall ist.
Das zweite Wochenende im August hat seit Jahren einen festen Platz in unserem Terminkalender, denn hier findet jedes Jahr das Youngtimer und Oldtimertreffen des Oldtimerclub Tegernseer Tal in Gmund statt . Einige Mitglieder des Oldtimerclub Tegernseer Tal sind auch Mitglied bei uns, den Alt-Ford-Freunden. Daher gibt es hier eine enge Bindung. Bei unseren Jahrestreffen sind die Bayern in Ihrer Tracht ja immer ein wohl bekannter Anblick. Das Treffen auf dem Festplatz in Gmund hat seit vielen Jahren Tradition und ist ein Magnet für alle Oldtimerfreunde aus Nah und Fern. Sogar Alt-Ford-Freunde aus Hamburg hatten mich kurz am Auto besucht, waren aber schnell wieder in der Menge verschwunden – meldet Euch doch bitte mal als Kommentar hier zur Story.
Aus der Region Hagen waren mehrere Alt-Ford-Freunde in der Nähe des Walchensee im Urlaub und kamen auch zum Oldtimertreffen nach Gmund, so dass eine lustige Runde zustande kam.
Ein frisch beigetretenes Mitglied (bei uns AFF) kam mit seinem 12M G13 Bj 1955. Wir haben dann 12M und 15M zusammengestellt und ein paar Fotos geschossen. Vom Autohaus Schlosser kam Sonntags ein Eifel zum Treffen und aus Bad Tölz kam ein schöner P7b. Fotos vom Oldtimerwochenende :
Am Samstag Abend traf man sich an der Hütte „Wallberg-Moos“ und ein Foto zeigt mich knieend am 15M. Warum?
Als wir den Platz in Gmund verließen hörte ich ein metallisches Geräusch…….so ein Mist. Trotz aller Prüfungen zu Hause hat es mich doch erwischt. Das Geräusch war fahrbahnabhängig und nicht synchron zu Motor- oder Raddrehzahl. Am Parpklatz zeigte sich dann, dass sich ein St0ßdämpfergummi verabschiede hatte. Keine kritische Situation, aber nervig. Alles halb so wild, denn weit wollten wir ja nicht mehr fahren.
Jetzt komme ich zurück zur Vorbereitung für so eine Tour. Man kann nicht immer Alles voraussehen, aber diese Gummis werden stark gequetscht und zeigen nach einiger Zeit im eingebauten Zustand Risse. Das sich mal eines davon verabschiedet ist fast logisch. Zwei davon lagen daher schon lange im Kofferraum des 15M. Man sieht ja schon im Bild oben, dass auch diese Gummi schon Risse hat. Also gleich wieder ein Reserveteil besorgen und einpacken…).
Der Wechsel ist eine Sache von 20 Min. (Wenn man das Werkzeug dabei hat – 3 Schlüssel: 2x 14er für die gekonterten Muttern und einen 8er um das obere Stoßdämpfergewinde in Position zu halten während man die erste 14er Mutter anzieht). Es hilft dann sehr, wenn man nach dem Entfernen des Rades, den unteren Dreieckslenker leicht hochdrücken kann, damit genug Gewinde für Gummi, Scheibe und 2 Muttern zur Verfügung steht. In einer Werkstatt auf der Bühne in Kombination mit einem Wagenheber geht das recht einfach. Das funktioniert natürlich auch mit einem guten kleinen Wagenheber und einem Stück Holz, das man unterlegen kann. Der originale Wagenheber des G13 und G4b ist dabei nicht unbedingt gut geeignet, weil ein sanftes Herunterlassen nicht möglich ist.
Um 7:00 Uhr klingen die Kirchenglocken in Bad Wiessee und am ehemaligen Kloster Tegernsee. In etwa zu dieser Zeit, steigt die Sonne über den Bergrücken über der Stadt Tegernsee. Die Seepromenade in Bad Wiessee ist der richtige Platz um dem wunderbare Schauspiel der Natur zuzusehen. Ein paar Schritte weiter steht man im recht frischen Wasser des Tegernsees, das höchstens 23°C erreicht.
Oberbayern – eine Gegend mit vielen schönen Seen, ist wunderschön um mit dem Oldtimer die Verbindungen zwischen Tälern und Seen zu erkunden.
Kleine Mautstraßen sind besonders toll. Eine führt von Vorderriss entlang des Isartals nach Wallgau. Wir hatten 2023 vor einen anderen Weg zu erkunden. Von Jachenau zum Walchensee. Anbei die Routenplanung:
Das linke Bild zeigt die gesamte Hin-und Rückfahrt. Wir starteten von der Pension Ostler in Richtung Kreuth und von dort zum Stausee der Isar, dem Sylvenstein. Allein die Strecke hierhin ist wunderschön. Von dort ging es in Richtung Lenggries. Man folgt der Beschilderung nach Jachenau. Ein paar Bilder …
Und plötzlich klingelte das Telefon…
Sylvia und Michael – Alt-Ford-Freunde aus der Region Hagen haben uns bei Ihrer Fahrradtour gesichtet. Hätten wir es geplant, hätte es nicht besser klappen können. Direkt in Jachenau fuhren wir Ihnen in die Arme. Großes Hallo und Willkommen. Fotos wurden gemacht und wir verabredeten uns für ein Treffen im Herbst…
Das Bild links zeigt die Strecke der Mautstraße entlang am Walchensee. Das Wasser zieht magisch an und es gibt hier viele kleine Park- und Badeplätze
Nachdem wir wieder auf der Bundesstraße waren, suchten wir uns eine Möglichkeit für eine Mittagsrast. Hier gab es recht viele Möglichkeiten. Gute Erfahrungen haben wir in den vergangenen Jahren mit dem Restaurant Karwendelblick gemacht. Das Parken mit dem Oldtimer ist aber mit dem Erklimmen der steilen Zufahrt verbunden – alle Fahrgäste bitte raus……
2023 hatten wir ein anderes Restaurant ausprobiert. Das war allerdings keine Empfehlung wert.
Zurück ging es in Richtung Bad Tölz und dann wieder über den Sylvenstein zurück in Richtung Kreuth. Von Bad Tölz kommt man natürlich schneller über Finsterwald zurück nach Bad Wiessee, allerdings nur wenn es keine Baustelle mit Vollsperrung gibt und man nicht durch das Nadelöhr an der Zufahrt über Dürnbach nach Gmund fahren muss. Eine wunderschöne Ausfahrt bei tollem Wetter, die wir gerne empfehlen möchten.
An den Folgetagen hat uns der 15M immer zuverlässig als Ausflugsfahrzeug gedient und es gab immer wieder mal nette Begegnungen mit Spaziergängern oder auf dem Parkplatz beim Einkaufen. Hier habe ich allerdings immer darauf geachtet, dass ich so geparkt habe, dass die Türen der andere Autos weit genug von meinen Zierleisten entfernt waren.
Toll sind die kleinen Straßen, die im Voralpenland immer mal wieder aus Ortschaften führen und man meint es geht hier nur in Richtung Bauernhof oder zur nächsten Wiese. Die Wege sind schmal und geteert und führen dann doch zur nächsten oder übernächsten Landstraße oder gar direkt in die nächste Ortschaft. Ab und zu findet sich auch eine „inoffizielle“ Abkürzung, wenn es wegen Baustellen zu langen Staus an bestimmten Ampelkreuzungen kommt. Dann geht es auch mal recht steil durch den Wald…..einfach klasse.
Die folgenden Bilder entstanden bei der Fahrt von Gmund nach Tegernsee auf der Straße am See entlang. Bei dem Wetter eine wunderschöne Tour. Man kann um den ganzen See herumfahren und zum Einkaufen oder Kaffee trinken die Parkplätze anfahren….
Das musste ich fotografieren:
Bei einer Wanderung über den Tegernseer Höhenweg nahmen wir das Schiff vom Anleger „Abwinkel“ nach „Tegernsee Bräustüberl“. Von dort aus liefen wir „nach oben“ in Richtung der Wanderpfadschilder und trafen auf ein Hinweisschild „Parkplatz P4 Bahnhof“. Und kurz vor dem Parkplatz auf das Schild „Parkplatz P4 Bahnhof – Zeitlich unbegrenzt“…..Man müsste sich den Spaß erlauben den Platz mit Ford Taunus 12M P4 zu füllen…..
Ach ja, wir sind den Tegernseer Höhenweg – so hoch gelegen ist er nicht – tatsächlich gelaufen….ein paar Ausblicke
Der Urlaub neigte sich dem Ende und es wurde nochmals ein gemeinsames Abendessen mit den Freunden vom Tegernseer Oldtimerclub beim Papyrer in Fleck (nahe Lenggries) terminiert.
Markus Schlosser hat uns mit seinem Ford V8 abgeholt und zum Lokal nach Fleck gefahren. Spät am Abend ging es zurück durch die Nacht bis Bad Wiessee. Ein Dank nochmal auf dieser Plattform, das war spitze!
Der Urlaub ging zu Ende und der letzte Tag war wieder eine lange Oldtimertour durch Bayern, Baden Württemberg zurück in die Pfalz. Das Wetter war immer noch super bei Sonne Wolken und teilweise über 30°C. Motorölstand und Kühlwasser prüfen und los ging es.
Solange die Fuhre rollt und das Faltdach offen ist, weht immer ein dosierbarer Wind. Dreiecksfenster vorne, Ausstellfenster hinten und Seitenscheiben ermöglichen die Dosierung.
Der Weg führte zurück über die B472 an Bad Tölz vorbei über den Lech nach Schongau. Vorbei an Landsberg in Richtung Augsburg auf der B17 und dann auf der B2 nach Donauwörth. Kurz danach gab es auf der B25 die erste längere Umleitung, die uns mal wieder in eine Gegend führte, durch die wir gar nicht wollten…..so lernte ich auch diese Straßen kennen. Nördlingen wurde umfahren und schon ging es wieder in eine Umleitung.
So fuhren wir stetig (grob) in Richtung Schwäbisch-Hall und dann nach Löwenstein. Eigentlich wollten wir die B29 über Aalen nehmen um zügig fahren zu können, was aber durch die Umleitungen nicht machbar war. Irgendwann kamen wir dann nach Löwenstein und wollten von dort auf die A81 und A6 in Richtung Walldorf………“Verkehrsmeldung: 15km Stau auf der A6″…..bloß nicht bei der Hitze…. Also suchte Anette einen Weg über die Bundesstraße in Richtung Walldorf und fand natürlich den Weg direkt in die nächste Umleitung. Egal, wir fuhren und standen nicht.
Die Tour zurück dauerte über 8h, die wir mit einem Tankstopp hinter Donauwörth kurz unterbrachen. Von der Länge her war das ungefähr die halbe Strecke. Zeitlich jedoch brauchten wir dafür nur ca. 3h. Der Rest entfiel auf die vielen Umleitungen.
Am Folgetag habe ich den 15M in einer Waschbox wieder schön sauber gemacht, denn er hatte doch so manches Insekt eingesammelt.
Fazit:
Der Weg war das Ziel und wenn der Oldie keine Probleme macht, ist das eine wunderbare Fahrerei. Wir waren nicht gehetzt und versuchten erst gar nicht die Zeitanzeige eines Navi zu unterbieten. Viele erhobene Daumen und winkende Menschen in den Ortschaften zeigten uns, das ein Oldtimer im Straßenbild positive Reaktionen auslöst. Eine entspannte Fahrt, auch wenn uns die Hitze etwas zusetzte.
Das einzige Problemchen war das defekte Stoßdämpfergummi, das leicht gelöst werden konnte, weil ich beim Zusammenbau bereits sah, das so ein stark gepresstes Gummi nicht ewig hält. Im Kofferraum lagen noch weitere Ersatzteile, die den 15M hätten lahmlegen können. Eine 6V Zündspule, eine Wasserpumpe mit neuer Dichtung, eine Benzinpumpe und ein Lichtmaschinenregler. Sicherungen und weitere Kleinteile in der Werkzeugbox, die Ihren festen Stammplatz im 15M hat.
Wie kam ich drauf diese Teile mitzunehmen? Erfahrungen von Oldtimerausfahrten, bei denen andere wegen dieser Teile ausgefallen sind.
Eine gute Vorbereitung ist alles und ein bisschen Glück gehört auch dazu.
Schlusswort:
Ein riesen Dankeschön geht an meine Copilotin Anette, die immer wieder am Handy den Streckenverlauf geprüft und uns von der verstauten Autobahn ferngehalten hat und an den 15M, der super gelaufen ist. An alle Freunde vom Tegernseer Tal, die uns ans Herz gewachsen sind und an Tobias, der bereits 2022 den Motor des 15M schon top vorbereitet hatte.
Ob wir eine Urlaub im Oldtimer empfehlen können? Auf jeden Fall.
Euer
Frank